Arnold und Phyllis

from Die Toteninsel by Sándor Vály and Éva Polgár

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Singers: Sándor Vály, J.K.Ihalainen, Pia Karaspuro, Nea Lindgren

lyrics

Arnold
(sitzt vor der Hütte auf einem Klappsessel an seiner Staffelei mit der Herstellung eines Gemäldes beschäftigt und blickt träumerisch auf das Meer hinaus)
(nach einer Pause, während er malt)

Oh wie schön, wie wunderherrlich
Bist Du, Land der alten Götter!
Endlos weitet Meer und Himmel
Sich vor meinen trunkenen Blicken,
Glühend sinkt die Sonne unter
Und von Licht und Glanz umflossen
Liegt vor mir in stetem Schweigen
Die geheimnisvolle Insel,
Deren märchenhafte Schönheit
Stets auf Neu' mich reizt und fesselt!

(begeistert)

Welch‘ ein wundervoller Anblick
Für das Auge eines Malers!
Dauernd starren graue Felsen
Aus den Wogen wilde Brandung
Und gespenstisch ragen aufwärts
Der Cypressen dunkle Haine!

(er legt Pinsel und Palette bei Seite, mit einem Seufzer)

Wahrlich, wie ein fremdes Wunder
Dünkt mich dieses stille Eiland
Und vergeblich sucht mein Pinsel
Diesen eigenart'gen Zauber
Auf die Leinwand hier zu bannen!

(er versinkt in stilles Sinnen, ohne die auftretende Schar der jungen Mädchen zu bemerken, welche von links mit Krügen zur Zisterne Wasser holen kommt)

Phyllis (zu den Mädchen)

Ei seht, der fremde junge Maler!
Wie hübsch er ist! — —
Wie vornehm und wie fein! —
Habt ihr gehört?
Er soll gar sehr geehrt
In seinem Heimatlande sein!

(auf den Fellspitzen näherschleichend)

Kommt näher nur.
Lasst uns sein Bild seh'n!


Mädchen (das Bild bewundernd)

Welch‘ reiche Farbenpracht!
Wie seelenvoll gemacht!
Ach, seht, wie schön.
Wie wunderschön!

Arnold (aufblickend, überrascht)
Ah, welch' holder Mädchenreigen!

Phyllis (vortretend, auf die Staffelei weisend)

Ist, Meister, es erlaubt?
Arnold (steht rasch auf, mit leichter Verbeugung)

Vor so viel Reiz muss neigen
Ich mein Haupt!

Mädchen (kichernd untereinander)

Stolz ist er nicht! -
Wie lieb er nur spricht!

Arnold (lächelnd)
Ein lohnend Bildchen gäb' für wahr
Die anmutvolle Mädchenschar
An diesem stimmungsvollen Ort!

(er zieht ein Skizzenbuch aus seiner Tasche)

Als Vorwurf die Cisterne dort.
Wie mit den Krügen leichtbeschwingt
Sie abends hin zum Brunnen eilen — —

(zu den Mädchen, welche inzwischen Wasser geschöpft)

Mögt ihr ein wenig noch verweilen? —
Ich will versuchen
Eure lieblichen Gestalten,
Wenn's mir gelingt,
In einer Skizze festzuhalten!

(er skizziert flüchtig in seiner Mappe die lachende Gruppe)

Simeon (tritt aus der Hütte, scheltend zu den Mädchen)

Wollt ihr gleich an die Arbeit geh'n! -
Was habt ihr dort zu schaffen?
Zum Feuerherde sollt ihr seh’n,
Statt nach dem Maler dort zu gaffen!

(da die Mädchen zögernd auf Arnold blicken, unwillig)

Macht fort! — Schon ist es Abendzeit,
Da hungrig nach des Tages Mühn
Die Männer heim vom Fischfang zieh'n
Seht zu, dass bald das Mahl bereit!

(zu Phyllis halblaut, während die Mädchen schweigend abgehen)

Und du — wie oft soll ich's noch sagen,
Dass es nicht ziemt sich einer Braut,
Wenn sie nach fremden Männern schaut!

Phyllis (flehend)

Mein Vater!

Simeon (ärgerlich)

Schweig! Geh' in die Hütte!
Du weißt, Timäos sieht's nicht gern,
Wenn Kurzweil du mit andern treibst!

Arnold (leise zu Phyllis)

Du dauerst Phyllis mich!
Dein Vater ist mit Dir zu hart!

Phyllis (sanft)
Ich bin ihm deshalb doch nicht böse,
Die Rauheit ist schon Fischerart!
(sie geht gesenkten Hauptes in die Hütte ab)

Arnold (welcher inzwischen sein Malzeug zusammengepackt, nähert sich Simeon und legt ihm die Hand auf die Schulter)
Nun, Vater Simeon, weshalb so grämlich
heute?

Simeon (mürrisch)
Ihr habt leicht reden!
Wa wisst denn ihr von Not und Plage?
Arnold
Oho mein Freund, da irrt Ihr euch gewaltig.
Auch meine Arbeit ist mitunter schwer —
(er weist auf das Gemälde)
Zwei Wochen müh' ich mich mit diesem
Bilde schon und doch gelingt's mir nicht — seht einmal her!

Simeon (geringschätzig)

Das wollt ihr auch schon Arbeit nennen?

Arnold (belustigt)
Ihr denkt gering von meinem Können!
Simeon
Ich weiss nur eins — ich müsst verhungern.
Wollt‘ ich — wie ihr den ganzen Tag
Herum hier hungern!

Arnold (schüttelt ihm lachend die Hand)

Ha, ha, ihr leid gerade nicht sehr höflich —
Doch höre immer ich die Wahrheit gern!
Ihr kommt mir vor wie eine rauhe Schale,
Auch diese birgt oft einen guten Kern!

Simeon (seufzend)
Nun ja, man hat zu viel der Sorgen
Der heur'ge Fischzug ließ sehr schlecht sich an —

Arnold (freundlich)
Will gerne Euch ein Sümmchen borgen,
Wenn ich damit Euch helfen kann!

Simeon (erstaunt ihn betrachtend)

Seid Ihr so reich denn?

Arnold
Das gerade nicht! —
Doch wenn es mir an Geld gebricht,
Verkauf' ich meine Bilder eben!

Simeon (kopfschüttelnd)
Was Ihr nicht sagt? So könnt ihr diese Sachen

(er betrachtet neugieriger das Gemälde)
Am Ende gar zu Gelde machen?

Arnold
Das will ich meinen! —
Manch großer Künstler hat für solch ein Bild
Auch Zehn und Hunderttausend schon erzielt!

Simeon (die Hände zusammenschlagend, in starrem Staunen)

Du lieber Himmel! —
Für solch' ein Stückchen Leinwand so viel Geld?
Wie toll und wunderlich ist doch die Welt!

Arnold (lächelnd)
Nun denkt Ihr wohl schon besser von uns Malern!
Jetzt aber sagt mir frei, wie viel Ihr braucht!

Simeon (in sächtlicher Verlegenheit, zögernd)
Fünfhundert würden wohl genügen!

Arnold
Ihr soll‘ sie haben!

Simeon (bewegt)
Tausend Dank! —
Doch glaubt mir, Herr, ich wünsch es nicht für mich!
Für Phyllis ist's bestimmt!

Arnold (erstaunt)
Für Eure Tochter?

Simeon
Als Mitgift, Herr! Ihr habt vielleicht gehört,
Dass sie verlobt -

Arnold
Ja, ich entsinne mich!

Simeon
Seht, ich bin alt, sie ist mein einzig Kind
Drum säh' ich gern sie schon versorgt!
Als sie Timäos nun von mir begehrte,
Sagt‘ ich mit Freuden ja! —

Arnold
Timäos? Das ist wohl Euer Nachbars
Sohn, der Fischer?

Simeon
Ganz recht, ein braver, seelensguter Bursche,
Nur leider arm wie wir! Jetzt freilich,
Wo Ihr uns helft, kann bald die Hochzeit sein!


Arnold (entnimmt seiner Brieftasche Geld und gibt es ihm)
Nehmt dies für euer Kind als Morgengabe —
Ich schenk' es euch!


Simeon (verwirrt)
Ist's möglich Herr? —
Ihr habt ein edles Herz! Gott lohn' es Euch!


Arnold (abwehrend, lachend)
Lasst, Vater Simeon, ich tu' es wirklich gerne.
Doch müsst auch Ihr mir etwas Liebes tun!

Simeon (wischt sich mit der Hand über die Augen)
Mit tausend Freuden, Herr!

Arnold
So hört! Ich möchte Phyllis gerne malen.
Denn selten sah ich noch ein Mädchenantlitz
Von solcher klassisch reinen Schönheit!
Gleich Alabaster leuchtet ihre weiße Stirne.
Des edlen Nackens weiche Rundung!
Wie lächelt sanft der kleine Mund,
Wie träumerisch das seelenvolle Auge!

Simeon (lachend)
Ha, ha, ha! Wenn Ihr nichts weiter wünscht.
Dann meinetwegen!
Doch fragt sie schließlich selbst —
Ich habe nichts dagegen!

(zu dem aus der Hütte tretenden Rufus)

He, Rufus, trag dem Herrn
Das Malzeug in das Haus! —

(zu Arnold, freundlich)

Ihr tut mir doch die Ehre an,
Das Abendbrot mit uns zu teilen? —

(vertraulich, mit den Augen zwinkernd)

's gibt nämlich Seelachs heute und Makrelen!

Arnold (fasst ihn unterm Arm, fröhlich)
Ich nehme dankbar Euren Vorschlag an,
Den Wein jedoch zahl' ich! — Kommt, Vater Simeon!

credits

from Die Toteninsel, released April 9, 2020
Composed By Sándor Vály and Éva Polgár
Libretto: Karl Georg Zwerenz

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Sandor Valy Finland

Sándor Vály (1968) is an audiovisual artist born in Hungary and currently living in Finland and Italy. Vály’s art is characterised by conceptual and philosophical dimension, which he uses to operate in the field of contemporary art. His work ranges from music to cinema, performance art and literature. Vály creates holistic works of art that form extensive entities ... more

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