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Die Toteninsel

by Sándor Vály and Éva Polgár

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1.
Overtue 02:02
2.
Arnold (sitzt vor der Hütte auf einem Klappsessel an seiner Staffelei mit der Herstellung eines Gemäldes beschäftigt und blickt träumerisch auf das Meer hinaus) (nach einer Pause, während er malt) Oh wie schön, wie wunderherrlich Bist Du, Land der alten Götter! Endlos weitet Meer und Himmel Sich vor meinen trunkenen Blicken, Glühend sinkt die Sonne unter Und von Licht und Glanz umflossen Liegt vor mir in stetem Schweigen Die geheimnisvolle Insel, Deren märchenhafte Schönheit Stets auf Neu' mich reizt und fesselt! (begeistert) Welch‘ ein wundervoller Anblick Für das Auge eines Malers! Dauernd starren graue Felsen Aus den Wogen wilde Brandung Und gespenstisch ragen aufwärts Der Cypressen dunkle Haine! (er legt Pinsel und Palette bei Seite, mit einem Seufzer) Wahrlich, wie ein fremdes Wunder Dünkt mich dieses stille Eiland Und vergeblich sucht mein Pinsel Diesen eigenart'gen Zauber Auf die Leinwand hier zu bannen! (er versinkt in stilles Sinnen, ohne die auftretende Schar der jungen Mädchen zu bemerken, welche von links mit Krügen zur Zisterne Wasser holen kommt) Phyllis (zu den Mädchen) Ei seht, der fremde junge Maler! Wie hübsch er ist! — — Wie vornehm und wie fein! — Habt ihr gehört? Er soll gar sehr geehrt In seinem Heimatlande sein! (auf den Fellspitzen näherschleichend) Kommt näher nur. Lasst uns sein Bild seh'n! Mädchen (das Bild bewundernd) Welch‘ reiche Farbenpracht! Wie seelenvoll gemacht! Ach, seht, wie schön. Wie wunderschön! Arnold (aufblickend, überrascht) Ah, welch' holder Mädchenreigen! Phyllis (vortretend, auf die Staffelei weisend) Ist, Meister, es erlaubt? Arnold (steht rasch auf, mit leichter Verbeugung) Vor so viel Reiz muss neigen Ich mein Haupt! Mädchen (kichernd untereinander) Stolz ist er nicht! - Wie lieb er nur spricht! Arnold (lächelnd) Ein lohnend Bildchen gäb' für wahr Die anmutvolle Mädchenschar An diesem stimmungsvollen Ort! (er zieht ein Skizzenbuch aus seiner Tasche) Als Vorwurf die Cisterne dort. Wie mit den Krügen leichtbeschwingt Sie abends hin zum Brunnen eilen — — (zu den Mädchen, welche inzwischen Wasser geschöpft) Mögt ihr ein wenig noch verweilen? — Ich will versuchen Eure lieblichen Gestalten, Wenn's mir gelingt, In einer Skizze festzuhalten! (er skizziert flüchtig in seiner Mappe die lachende Gruppe) Simeon (tritt aus der Hütte, scheltend zu den Mädchen) Wollt ihr gleich an die Arbeit geh'n! - Was habt ihr dort zu schaffen? Zum Feuerherde sollt ihr seh’n, Statt nach dem Maler dort zu gaffen! (da die Mädchen zögernd auf Arnold blicken, unwillig) Macht fort! — Schon ist es Abendzeit, Da hungrig nach des Tages Mühn Die Männer heim vom Fischfang zieh'n Seht zu, dass bald das Mahl bereit! (zu Phyllis halblaut, während die Mädchen schweigend abgehen) Und du — wie oft soll ich's noch sagen, Dass es nicht ziemt sich einer Braut, Wenn sie nach fremden Männern schaut! Phyllis (flehend) Mein Vater! Simeon (ärgerlich) Schweig! Geh' in die Hütte! Du weißt, Timäos sieht's nicht gern, Wenn Kurzweil du mit andern treibst! Arnold (leise zu Phyllis) Du dauerst Phyllis mich! Dein Vater ist mit Dir zu hart! Phyllis (sanft) Ich bin ihm deshalb doch nicht böse, Die Rauheit ist schon Fischerart! (sie geht gesenkten Hauptes in die Hütte ab) Arnold (welcher inzwischen sein Malzeug zusammengepackt, nähert sich Simeon und legt ihm die Hand auf die Schulter) Nun, Vater Simeon, weshalb so grämlich heute? Simeon (mürrisch) Ihr habt leicht reden! Wa wisst denn ihr von Not und Plage? Arnold Oho mein Freund, da irrt Ihr euch gewaltig. Auch meine Arbeit ist mitunter schwer — (er weist auf das Gemälde) Zwei Wochen müh' ich mich mit diesem Bilde schon und doch gelingt's mir nicht — seht einmal her! Simeon (geringschätzig) Das wollt ihr auch schon Arbeit nennen? Arnold (belustigt) Ihr denkt gering von meinem Können! Simeon Ich weiss nur eins — ich müsst verhungern. Wollt‘ ich — wie ihr den ganzen Tag Herum hier hungern! Arnold (schüttelt ihm lachend die Hand) Ha, ha, ihr leid gerade nicht sehr höflich — Doch höre immer ich die Wahrheit gern! Ihr kommt mir vor wie eine rauhe Schale, Auch diese birgt oft einen guten Kern! Simeon (seufzend) Nun ja, man hat zu viel der Sorgen Der heur'ge Fischzug ließ sehr schlecht sich an — Arnold (freundlich) Will gerne Euch ein Sümmchen borgen, Wenn ich damit Euch helfen kann! Simeon (erstaunt ihn betrachtend) Seid Ihr so reich denn? Arnold Das gerade nicht! — Doch wenn es mir an Geld gebricht, Verkauf' ich meine Bilder eben! Simeon (kopfschüttelnd) Was Ihr nicht sagt? So könnt ihr diese Sachen (er betrachtet neugieriger das Gemälde) Am Ende gar zu Gelde machen? Arnold Das will ich meinen! — Manch großer Künstler hat für solch ein Bild Auch Zehn und Hunderttausend schon erzielt! Simeon (die Hände zusammenschlagend, in starrem Staunen) Du lieber Himmel! — Für solch' ein Stückchen Leinwand so viel Geld? Wie toll und wunderlich ist doch die Welt! Arnold (lächelnd) Nun denkt Ihr wohl schon besser von uns Malern! Jetzt aber sagt mir frei, wie viel Ihr braucht! Simeon (in sächtlicher Verlegenheit, zögernd) Fünfhundert würden wohl genügen! Arnold Ihr soll‘ sie haben! Simeon (bewegt) Tausend Dank! — Doch glaubt mir, Herr, ich wünsch es nicht für mich! Für Phyllis ist's bestimmt! Arnold (erstaunt) Für Eure Tochter? Simeon Als Mitgift, Herr! Ihr habt vielleicht gehört, Dass sie verlobt - Arnold Ja, ich entsinne mich! Simeon Seht, ich bin alt, sie ist mein einzig Kind Drum säh' ich gern sie schon versorgt! Als sie Timäos nun von mir begehrte, Sagt‘ ich mit Freuden ja! — Arnold Timäos? Das ist wohl Euer Nachbars Sohn, der Fischer? Simeon Ganz recht, ein braver, seelensguter Bursche, Nur leider arm wie wir! Jetzt freilich, Wo Ihr uns helft, kann bald die Hochzeit sein! Arnold (entnimmt seiner Brieftasche Geld und gibt es ihm) Nehmt dies für euer Kind als Morgengabe — Ich schenk' es euch! Simeon (verwirrt) Ist's möglich Herr? — Ihr habt ein edles Herz! Gott lohn' es Euch! Arnold (abwehrend, lachend) Lasst, Vater Simeon, ich tu' es wirklich gerne. Doch müsst auch Ihr mir etwas Liebes tun! Simeon (wischt sich mit der Hand über die Augen) Mit tausend Freuden, Herr! Arnold So hört! Ich möchte Phyllis gerne malen. Denn selten sah ich noch ein Mädchenantlitz Von solcher klassisch reinen Schönheit! Gleich Alabaster leuchtet ihre weiße Stirne. Des edlen Nackens weiche Rundung! Wie lächelt sanft der kleine Mund, Wie träumerisch das seelenvolle Auge! Simeon (lachend) Ha, ha, ha! Wenn Ihr nichts weiter wünscht. Dann meinetwegen! Doch fragt sie schließlich selbst — Ich habe nichts dagegen! (zu dem aus der Hütte tretenden Rufus) He, Rufus, trag dem Herrn Das Malzeug in das Haus! — (zu Arnold, freundlich) Ihr tut mir doch die Ehre an, Das Abendbrot mit uns zu teilen? — (vertraulich, mit den Augen zwinkernd) 's gibt nämlich Seelachs heute und Makrelen! Arnold (fasst ihn unterm Arm, fröhlich) Ich nehme dankbar Euren Vorschlag an, Den Wein jedoch zahl' ich! — Kommt, Vater Simeon!
3.
Ficherchor 05:07
Chor der Fischer (hinter der Szene) Es springen und tanzen die Wellen Im ewigen, wechselnden Spiel, (Man sieht längs dem Gestade eine Fischerbarke vorbeiziehen) Die Segel im Winde, sie schwellen Und bringen uns sicher an’s Ziel. La, la, la, la, la! Wir fürchten nicht Wind und nicht Wogen Nicht Klippen noch Stürme Gebraus Wir kommen gleich Möwen geflogen Mit reichlicher Beute nach Haus, La, la, la, la, la! — (Der Gesang der Fischer verstummt. Die violetten Tinten, in welche das Meer und die Insel getaucht waren, erblassen allmählich und nehmen eine fahlere Färbung an.) Timäos (tritt langsam von links kommend auf, nach rückwärts in die Szene rufend) Vertraut mir gut das Boot, ihr Jungen, Und zieht die Segel ein! — Ich fürchte, Wir kriegen heute Nacht noch Sturm! (kommt nach vorne, auf das Meer hinausschauend) Zu trügerisch dünkt mich die tiefe Stille Und allzu fahl der Wolken helle Färbung! — (um sich blickend) Wo aber weilet Phyllis nur, mein holdes Bräutchen? (seufzend) Ach, vergeblich spähte schon von Ferne Mein liebend' Auge nach dem Strand, Wo sie mit zärtlich frohem Winken Sonst immer meiner wartend stand! (fährt mit der Hand über die Stirne) Wie ist mir nur? — Schon wieder ranken Des Zweifels gift'ge Schlingen sich um mich — (aufatmend, mit abwehrender Geste) Fort — fort mit euch — ihr finsteren Gedanken! — Wohin verirren meine Sinne sich? — (er nähert sich der Hütte, mit unendlicher Zärtlichkeit) Fühlst du die Sehnsucht nicht, Die mich verzehrt, Die in mir loht Und dich, nur dich allein begehrt? O Phyllis, teures Mädchen, Still' meiner Liebe Sehnen, O komm' doch an mein Herz! — Hörst du das Rauschen der Wellen? Hörst du ihr ewiges Lied? Sie künden dir: Ich liebe dich! — Säume, Geliebte, nicht länger, Lass mich zu Füssen dir sinken Und bebend in einem Flammenkuss Vergessenheit trinken! — (er bleibt in stiller Verzückung mit ausgebreiteten Armen stehen, ohne den aus der Hütte tretenden Rufus zu bemerken)
4.
Timaeos 06:40
Rufus Sieh du, Timäos! — Schon vom Fang zurück? (nähert sich ihm und schlägt ihm derb auf die Schulter) Nun, hörst Du nicht? (lachend) Haha! Das nenne ich verliebt! — Timäos (wie aus einem Traume erwachend) Ach, Rufus, Du? — O sag', ist Phyllis hier? Rufus (vertraulich) Ei freilich — in der Hütte, Der fremde Maler weilt bei ihr! Timäos (fasst seine Hand, erregt) Der Maler sagst du? (beiseite finster) Dacht' ich's doch! — Rufus (ihn forschend betrachtend) Was ist dir nur? Timäos (sich abwendend, hastig) Nichts — nichts! Rufus (geht auf die Hütte zu, sich erstaunt umwendend) Kommst du nicht mit hinein? 's gibt heut' ein leck'res Mahl! (drängend) So komm doch endlich! Timäos (finster) Nein! — Rufus (gutmütig) Sei doch vernünftig! Timäos (erregt) Lasse mich! — Ich gehe nicht in's Haus! — (er setzt sich in trotzigem Grimm auf den Rand der Zisterne) Rufus (kopfschüttelnd, für sich) Am besten ist's, ich hol' sie selbst! — (geht zur Hütte, öffnet die Tür und ruft hinein) Phyllis, o komm' ein wenig doch heraus! Phyllis (in einem weißen schleierartigen Kleide, das losgelöste Haar mit einem Blumenkranz geschmückt, tritt heraus) Was willst du Rufus? Sprich! — (erblickt Timäos, erschrickt leicht, dann geht sie jedoch auf ihn zu) Verzeih', Timäos! — Wir haben heute Dich noch nicht erwartet Und ahnten nicht, dass du sobald zurück! Timäos (düster) Das seh' ich, Phyllis! — Denn um meinetwillen Wärst du wohl nicht so schön geschmückt! Phyllis Du täuschest dich — auf meines Vaters Wunsch Nahm ich dies Festgewand, da mich darin Der fremde Meister malen will! Timäos (bitter) Und ist des Vaters Wunsch nicht auch der Deine? — Phyllis Ich leugne nicht, dass es mir Freude macht. Von eines Künstlers Hand mein Ebenbild zu seh'n! Timäos (mit Schmerz) O, Phyllis, nicht immer sprachst du so! Erst seit der Fremde hier auf unsrer Küste weilt Und dich mit list'gem Schmeichelwort umgarnte. Bist du so stolz und unnahbar ge¬worden! Phyllis (traurig) Nein, armer Freund, nicht anders bin ich, als bisher! Nur eine heiße, ungestillte Sehnsucht Treibt in die Welt hinaus mich übers Meer! — Man hat mir oft erwähnt von weiten, fernen Zonen, Von fremden Ländern, wundersam und schön, Wo viele Menschen frei und glücklich wohnen — Was gäb' ich drum, könnt' ich sie einmal seh'n! In meinem Innern spiegelt sich die Welt Ganz anders ab, als du es mir erzählt — Drum ist um's Herz mir öfter auch so schwer — Und alles hier so kalt und freudenleer! Timäos (die Hände ballend, erregt) Nun weiß ich es, dass du mich nimmer liebst, Dass mir ein anderer Dein Herz entwendet! — Phyllis Was quälst du uns, Timäos, unnütz Beide? Timäos (sinkt vor ihr in die Knie) O habe Mitleid doch mit meinem Leide! — Ich liebe dich! — Ich kann von dir nicht lassen Und jeden, der sich dir begehrend naht, Muss ich als meines Glückes Räuber hassen! — Sieh, alles Leid ist ja sofort vergessen Wenn ich vor mir dein holdes Antlitz seh‘! — (sich erhebend) . Du kannst ja nicht den wilden Schmerz ermessen, Wenn ich dich weiß in eines Andern Näh! - O meine Phyllis, wär's gleich mein Verderben, Das rettungslos mich in den Abgrund zerrt — Der Himmel hört's — er müsste hilflos sterben, Wüsst‘ ich bestimmt, dass ihm dein Herz gehört! — Phyllis (begütigend) Bei deiner Mutter heiligem Gedenken Beschwör' ich dich, lass ab von deinem Groll!— Du sollst und musst mir drin Vertrauen schenken, Wenn ich an deine Liebe glauben soll! So wisse denn, mit keinem eineiz'gen Blicke Hat mich des Malers Auge je verletzt, Kein einzig Wort von Leidenschaft und Liebe Drang an mein Ohr aus seinem Mund bis jetzt!
5.
Rufus 04:16
Timäos (fasst nach ihrer Hand, weich) Dass ich gebangt um deine Treue, Kannst du es mir verzeih'n? — Phyllis (still, in sich versunken) Ich will's versuchen! — Deine Reue Soll mir ein gutes Zeichen sein! — Timäos (schließt sie stürmisch in seine Arme) Nun bist du wieder mir gegeben! — Ich weiß es, ja, Du liebst mich wahr! Dein Glück sei fürderhin mein Streben Und soll es bleiben immerdar! — Fühlst Liebste du nicht schlagen — So laut an deiner Brust — Mein stürmisch' Herz in höchster Lust — Jubelnd ruf' ich hinaus in alle Welt Von Stolz beseelt. Voll Seligkeit Mein bist du, mein für alle Zeit! — Phyllis (sogleich, für sich) O wüsste er, wie mir so bang Vor seines Wesens wildem Drang! Wie eines Andern strahlend Bild Mein Sein erfüllt! Schlüg‘ jenes Herz für mich allein, Wie wollt ich glücklich, selig sein! — (er presst sie leidenschaftlich an sich, dann reißt er sich los und eilt nach rechts gegen den Hintergrund zu rasch ab) (blickt ihm nach, bewegt) Wie innig er mich liebt — — Und doch fühl' ich ein Bangen, Wenn mich sein Arm umschlingt! — (sie starrt hinaus in die See, die unruhig zu werden beginnt, mit gerungenen Händen) Wer löst den Zwiespalt meiner Seele nur? — Ich kann und darf ihm ja nicht sagen, Wie eigen mir um's Herz! — — Nur tiefer würde er den Andern hassen, Doch nimmer meine Qual versteh'n! (sie lässt die Hände sinken) Wie heißt es doch nur in dem alten Liede, Das mir vor Zeiten oft die Mutter sang? (verträumt) Gleicht doch sein Inhalt meinem eignen Lose? — (sie setzt sich auf einen Felsblock) Ein Mädchen saß sinnend am Meeres Strand Und lauschte dem Sang der Wogen, Da kam wie von fern aus dem Märchenland Im Nachen ein Jüngling gezogen. — — Und wie er sie ansah, so flammend und tief. Da fühlte ihr Herr sie erbeben. Sie sank ihm erschauernd zu Füssen und rief: Ich liebe dich mehr als mein Leben! — So komme, ich heile ja jeglichen Harm, Sprach sanft er mit lächelndem Munde — Dann schlang er ganz leise um sie seinen Arm Und zog sie hinab nach dem Grunde! (wieder in die See blickend, voll Schwermut) Die Luft ist schwül, So grau das Meer — Die Wolken jagen drüber her — Fühlst meine Sehnsucht du, fegender Wind? Lockst du mich wieder, wogendes Spiel? Träume der Sehnsucht haben kein Ziel — O höre, höre mein Gebet, Das meine tiefste Seele fleht: Verlass mich nicht! O bleibe hier!
6.
(sie schlägt in unendlicher Traurigkeit die Hände vors Antlitz und verharrt regungslos in dieser Stellung. Leises Donnergrollen. Die Szene verfinstert sich) Arnold (tritt aus der Hütte und nähert sich Phyllis) Warum so einsam Phyllis? (ergriffen) Seh' ich recht? — In deinen schönen Augen Tränen? — Wie soll ich dies versteh'n? Phyllis (erhebt sich, verwirrt) Verzeiht — ich weiß nicht, wie es kam, Jedoch ein Lied aus meiner Kinderzeit, Das stimmte plötzlich mich so wundersam! — Arnold (erfasst ihre Hände, innig) Was ist dir nur? — Schon seit geraumer Zeit Scheint mir verändert ganz dein Wesen, Als trügest heimlich du ein schweres Leid! (er hebt ihr das gesenkte Köpfchen und sieht ihr in die Augen, vorwurfsvoll) Du bist ganz anders, wie du sonst gewesen! — (zärtlich drängend) O schenke mir doch endlich dein Vertrauen Du bist ja noch so jung, so hold und schön — Lass mich ein wenig doch in deine Seele schauen — Ich möchte dich so gerne glücklich seh'n! Phyllis (im Widerstreit ihrer Gefühle) Habt Dank für Euer Mitleid, Herr Jedoch ich bitte euch — lasst jedes Fragen! (fast gehaucht, mehr für sich) Nur Gott allein, der in das Herz mir blickt, Kennt meiner Seele Leid! Arnold (streicht liebevoll über ihren Scheitel) Ich glaub' es zu erraten, armes Kind, — Die Liebe ist es! (da sie sich jäh erglühend abwendet, lächelnd mit dem Finger drohend) Ah, du schweigst? — Wusst‘ ich es doch! — Nun tröste Dich! Bald soll für immerdar des Priesters Hand Mit deinem Liebsten dich vereinen! — (er zieht sie an sich, sie lässt willenlos und matt das Haupt an seine Brust sinken, sehr weich) In wenig‘ Tagen muss ich wieder fort, Vorher jedoch will zum Altare ich Als frohbeglückte Braut dich selber führen! Phyllis (löst sich seiner Umarmung fassungslos) Ihr wollt sobald uns schon verlassen? — Arnold (lächelnd) Ich muss mein Kind! — Nur diese Insel dort Will als mein letztes Bild ich noch vollenden. Dann führt mein Weg mich in mein Heimatland, (froh bewegt) In meine teure, schöne Schweiz zurück! (Phyllis, welche bisher wie erstarrt gestanden, greift plötzlich nach einem Halt suchend ins Leere und droht umzusinken) (erschrocken) Was ist dir, Phyllis? — Um Gottes willen, sprich! (er fängt die Taumelnde in seinen Armen auf) Das liebe gute Kind! Die Freude sicherlich — Die große Freude hat sie überwältig! (er führt die halb Ohnmächtige sanft umschlungen der Hütte sorgsam zu, stärkeres Donnergrollen) Komm', Phyllis, unter dieser Hütte schützend Dach! (In diesem Augenblick erscheint von einem Blitzstrahl erhellt Timäos im Hintergrund, die Beiden in inniger Umarmung erblickend) Timäos Äfft, mich ein Spiegelbild der Hölle? — (vorstürzend) Oh, Ich Tor, ich Unglücksel'ger Der an Lieb und Treue glaubte! — Was mich längst in meinen Träumen Rast und ruhelos verfolgte. Wird mir jetzt erschreckend klar! Lüge waren ihre Schwüre, Trug und List ihr ganzes Wesen? (Neuerlicher Blitz und Donnergrollen) (er ballt drohend die Fäuste gen Himmel) Rast nur, rast ihr Elemente, Reißt die Welt aus ihren Fugen, Wühlt das Meer aus seinen Tiefen, Dass es mich und ihn verschlinge Der mein Lebensglück vernichtet! — (er stürzt verzweifelt ab)
7.
Arnold (tritt von Rufus gefolgt wieder aus der Hütte) Komm', Rufus, lassen wir sie schlummern! — Ein wenig Ruhe wird das Beste sein! — Wie dauert mich das liebe, holde Kind! Rufus (finster) Und mich erst, muss ich sie so leiden sehen! Arnold (erstaunt) Kennst du den Grund? Rufus (krault sich hinterm Ohr) Das ist so eine eig'ne Sache! Ich schwätz' nicht gern! — — Arnold Sprich immer zu! Du weißt, ich bin ihr herzlich gut! Rufus Ja, Herr — und sie verdient es auch! — Ich menge mich zwar nie in fremde Dinge, Doch eines weiß ich, seit Timäos sie verlobt. Ist ihre Lebenslust dahin! — Arnold (überrascht) Sprichst du auch wahr? — Warum gab sie ihr Jawort dann? Rufus Um ihres Vaters Willen zu gehorchen! Sie ist ja doch so sanft wie eine Taube Und passt so gar nicht zu dem rauhen Burschen, Der maßlos reizbar stets und heftig Mit seiner Eifersucht sie quält! — Ich fürchte, Herr, es nimmt kein gutes Ende! Arnold Was fällt dir ein! Du siehst denn doch zu schwarz! Rufus Nun, gäb' es Gott — doch seht nur, Herr, Welch' schreckliches Gewitter dort im Anzug! — (weist nach der Insel) Arnold (wendet sich um, hingerissen) Ein schaurig' schönes Bild! — Ach, wär' ich jetzt dort! — Rufus (erschrocken) Wo denkt ihr hin! — Wisst ihr denn nicht Dass dieses Eiland nicht umsonst das Volk Die „Toteninsel" nennt? Arnold (neugierig) Ah, wie interessant! — Erzähl mir Näh'res doch davon! Rufus Ich weiß nur, dass vor vielen, vielen Jahren Man alle jene Unglückseligen, Die einst die See als Leichen aus geworfen Auf dieser Insel dort zur letzten Ruh gebettet, — In ihren Felsengräbern schlafen Sie einsam viele tausend Jahre wohl Und ängstlich meidet jeder Schiffer Der Klippen wegen schon den Ort, Von dem die Sage Grausiges verkündet! Arnold (Äußerst angeregt) Wie lautet diese Märe? — Sprich! Rufus (geheimisvoll) So höret denn: In Gewittermächten, Da steigen aus den Felsenschächten Die Geister der Toten Im weißen Gewande, Wie man sie begraben Dereinst dort am Strande. — (mit steigerndem Ausdruck) Dann heult wild die See Und von fern kann erschauen Man Greise und Kinder Wie Männer und Frauen, Die alle sich drehen, Sich wiegen und neigen Im wirbelnden, schaurigen Nächtlichen Reigen! — Doch wehe dem Schiffer, Der Neugier betöret. In ihrem Gebaren sie Freventlich störet — Sein Schiff müsst zerschellen Und hilflos in Not Fänd' selbst in den Wellen Er sicher — den Tod! Arnold (begeistert, fast jubelnd) Nun hab' ich's endlich! — Ja, Ich hab's! Vor meinem Geiste seh' ich fertig schon das Bild. Wie meine Fantasie sich's ausgemalt! — Hab' Dank für deine schöne Sage! Nimm! — (gibt ihm Geld) Ich aber will hinüber auf die Insel! Rufus (entsetzt) Um Christi willen! — Wollt ihr Euren Tod? Bedenkt doch — das Gewitter Arnold (lächelnd) Eben drum! — Das ist es ja, was ich zur Stimmung brauche! — Hol' mir mein Malzeug! Rufus (eindringlich) Herr, ich fleh' euch an — Lasst ab von Eurem Beginnen! Arnold (drängt ihn lachend zur Hütte) Schnell, Bring' mir den Kasten! Rufus (händeringend) Heil'ge Jungfrau! — Was habe ich da angerichtet! (beiseite) Er darf nicht fort! — Ich wecke Phyllis! Sie kann allein ihn zur Besinnung bringen! (ab in die Hütte) Timäos (tritt von links auf, grimmig) Verdammt — schon wieder der Verhasste! — (will wieder ab) Arnold (ihn gewahrend, freudig) Heda, Timäos! — Höre, guter Freund, Willst du dir ein Stück Geld verdienen? Timäos (stehenbleibend, widerwillig) Was wollt Ihr denn von mir? Arnold (freundlich) Führ' mich hinüber nach der Toteninsel Ich zahle dir dafür, was du begehrst! Timäos (zurückweichend) Bei diesem Wetter? — Seid ihr denn von Sinnen? Nicht um die ganzen Schätze dieser Welt! — Es wäre Wahnsinn bei dem Sturm! Arnold (drängend) Mich schreckt er nicht! Ich würd' es ruhig wagen. (abermaliger Blitz und Donner) (ermunternd) Du bist ja doch bekannt als kühner Schiffer, Nun zeige, was du kannst! Phyllis (stürzt aus der Hütte, von Rufus gefolgt) Herr, ist es wahr! was Rufus mir erzählt? Ihr wollt hinüber auf die Insel? Arnold (fest) Ja, mein Kind! — Phyllis (in höchster Angst seinen Arm umklammernd) Schont euer Leben — Ich beschwöre Euch! Setzt es nicht einer Laune wegen kühn auf's Spiel! Timäos (zähneknirschend, beiseite) Um ihn nur zittert sie — die Ehr vergess'ne Nur um sein Leben bangt ihr falsches Herz! (mit plötzlichem Entschluss) So geh' denn deinen Gang Verhängnis! (laut zu Arnold mit einem furchtbaren Blick auf die zusammenschauernde Phyllis) Nun gut, ich führe euch! — (wendet sich zum Gehen) Arnold (freudig, dem Abgehenden nachrufend) Hab' Dank, mein Freund! Ich folge dir sogleich! — (zu Phyllis, welche in stummen Entsetzen die Hände vor die Augen presst, halb scherzend) Hab' keine Angst um deinen Bräutigam! Ich bringe heil ihn wieder dir zurück! — (er reißt dem unschlüssig dastehenden Rufus den Malkasten aus der Hand und eilt in freudiger Erregung dem abgegangenen Timäos nach) Phyllis (verzweifelt) Weh' mir, er will nicht auf mein Flehen hören. Nicht meines Herzens namenlose Angst versteh'n! (zu Rufus in höchster Erregung) Halt' ihn zurück! — Er darf nicht sterben! Rufus (welcher auf einen Felsen gestiegen, dumpf) Schon stoßen sie vom Land! — Es ist zu spät! (Das Gewitter bricht mit elementarer Gewalt los) Phyllis (aufspringend) Wohl an, so will ich selbst ihn retten! — (seine Hand erfassend. leidenschaftlich) Ich hab' dich Rufus einst, Als schwer du krank, dem Tod entrissen! — Du schwurst mir damals ew'ge Dankbarkeit Nun ist die Stunde da, sie zu bezeugen! Führ' mich hinüber nach der Insel — Und du bist aller Schulden ledig! — (in höchster Ekstase) Ich lieb' ihn ja mehr als mein Leben! Rufus (mit gesenktem Haupte, ergeben) So komm' denn, Phyllis! — (ein furchtbarer Blitzstrahl erhellt die Szenerie) (Er bekreuzigt sich und wendet sich zum Gehen) Gott aber sei uns beiden gnädig! — (Dichte Wolkenschleier verdunkeln die Bühne, sich langsam herniedersenkend, Donner und Blitz dazwischen) (Vision Arnolds während der stürmischen Überfahrt)
8.
Intermezzo 02:02
9.
Arnold 03:02
Arnold (steigt mit im Winde flatternden Locken die Steintreppe der Bucht herauf) Gottlob, nun fühl ich endlich wieder Boden! — Bleibst du im Kahn, Timäos? (nach einer Pause, kopfschüttelnd) Keine Antwort? — Fürwahr, ein mürrischer Geselle! (aufatmend) An diese Fahrt denk’ ich zeitlebens wohl! Hätt' nicht des jungen Fährmanns kund'ge Hand mich durch der Klippen Wirrsal kühn hindurch gesteuert, (fast heiter) Erging's mir wohl wie meinem armen Hut, Der hilflos jetzt im weiten Meere treibt! (er kommt nach vorne) So wär' denn meiner Wünsche Ziel erreicht! — (sieh umsehend, im tiefer Ergriffenheit) O Insel, wunderbar! — Ein frommer Schauer Erfasst mein Herz, da ich dir endlich nah' — Wie hoheitsvoll in deiner stillen Trauer, Wie einsam liegst du — weltvergessen da! (er steigt den Felsen hinan, zu den Grabmalen gewendet) Habt doch auch ihr, ihr Toten einst gelebt, Wie wir geliebt, geduldet und gestrebt Und doch — kein Mensch vermag von euren Grüften Den Schleier der Vergangenheit zu lüften! — (er steigt wieder herab, in tiefem Sinnen) Was ist denn überhaupt der Mensch? Ein Nichts im ungehemmten Flug der Zeit — Geboren kaum, ist schon verfallen Er dem Gesetze der "Vergänglichkeit"! (er nähert sich dem Felsenvorsprung rechts vorne und setzt sich auf einen Block, das Anlitz in die Hände gestützt) Es gibt nur eine einz'ge Macht auf Erden, Die immer war und ewig fortbesteht, Vor der sich willenlos die Menschheit beugt Und diese ist: des Todes Majestät! — (mit plötzlichem Entschluss sein Skizzenbuch aus der Tasche ziehend) Und so, wie ich sie hier erschaut, Will ich der Mitwelt sie im Bilde künden! — (er ersteigt den Felsenvorsprung und skizziert die Insel, eine Sturzwelle sprüht über ihn)
10.
Revenge 01:41
Timäos (schleicht die Stufen herauf, Arnold am Felsen erblickend) Stürzt' ich vom Felsen ihn — Kein Mensch könnt' mir's beweisen! Arnold (der auf das Meer hinaussieht, plötzlich) Ein Boot! Dort taucht es auf und nieder! -- (er blickt aufmerksam hinaus auf die stürmische See) Timäos (mit geballter Faust) Was zaudre ich? — Die See gibt Keinen wieder! (er stürzt mit vorgebeugtem Oberkörper auf den Felsen zu, um Arnold hinabzuschleudern) Fahr' hin, Verdammter! Arnold (wendet sich plötzlich instinktiv um, entsetzt mit vorgestreckten Kopf) Großer Gott! — Timäos (bleibt von seinem Blick wie gebannt stehen) Arnold (springt vom Felsen herab) Timäos! Mensch! Wes ficht dich an? Was hab' ich Böses dir getan (erschauernd) Dass du mich morden willst? Timäos (dumpf) Was ihr mir angetan? — Mehr als ein Menschenherz erträgt! (in steigender Erregung) Es fasst die Hölle nicht die wilde Glut, Die mir im Innern lodert, euch zu hassen! — (mit drohender Stimme) Und deshalb wird auch von uns Beiden Nur einer lebend diesen Ort verlassen! (anklagend) Ihr seid es ja, der mich so weit gebracht. Der Phyllis Liebe mir geraubt!
11.
Arnold (abwehrend) Unseliger! — O, halte ein! In welch' entsetzlicher Verblendung Irrt deine kranke Seele! — So wisse denn — (feierlich) AIs Zeugen ruf' ich an die Toten hier, Sie und der Himmel hören meinen Schwur! — Nicht sünd'ge Liebe fühlt' ich je für Phyllis! Dein Glück nur wollte ich begründen, Daß du an ihrer Seite solltest finden! (er löst ein Medaillon von seinem Halse) Sieh' her! — Mög' dieses Schmuckstück dir Des Argwohns letzten Stachel nehmen! (weich) An meinem Herzen trag' im Bild Ich stets bei mir mein Weib und Kind, Die mir das Teuerste auf Erden sind! — (er drückt in zärtlicher Rührung das Bild an seine Lippen) Timäos (wirft sich plötzlich von Reue überwältigt vor ihm nieder) Erbarme Herr! — Seht mich zu euren Füssen! — Mit meinem Leben will ich büßen, Was ich Euch angetan! Arnold (erschüttert) Steh' auf! — Nie soll ein Mensch sich je vermessen, Der Rächer eines Andern Schuld zu sein! — Reich' deine Hand mir aIles sei vergessen — Mög' dir der Himmel, so wie ich verzeih'n! Timäos (presst die ihm gereichte Hand an seine Lippen, schluchzend) Gott segne Euch! — (von ferne ertönt ein Schrei) Arnold (betroffen) Was war das nur? — Klang dies nicht wie ein Hilferuf? (ein zweiter Schrei, diesmal stärker) Allmächtiger! Nun fällt's mir ein — das Boot, Das draußen ich am Meere sah! (er stürzt von Timäos gefolgt den Felsenvorsprung hinauf, in höchster Erregung) Timäos! — Sieh nur — dort den leeren Kahn. Der führerlos hier an die Klippen treibt — Und da — ganz nahe schon der Bucht — Ein Mensch, der mächtig mit den Wellen ringt — Er schleppt ein weißes Bündel mit im Arm — O komm, lass uns zu Hilfe eilen, eh's zu spät! (Sie eilen den Felsen hinab und wenden sieh nach dem Hintergrund der Pforte zu, weichen jedoch in starrem Entsetzen zurück, da Rufus triefend von Wasser, Phyllis in seinen starken Armen tragend, die Treppe vom Meere heraufsteigt.) Arnold (zurücktaumelnd) Du bist es, Rufus? — O Gott! Was ist geschehen? Timäos (der sich Rufus genähert, aufschreiend) Phyllis! Rufus (lässt die Leblose zu Boden gleiten, dumpf) Tot! — (hierauf zu Arnold, auf Phyllis weisend) Sieh', eine Heilige! — Sie starb für Dich! — (Während Timäos kraftlos an der Leiche zusammenbricht, fällt langsam der, Vorhang) Ende

about

Die Toteninsel

The Story of "Reconstruction" of a Lost Work

I discovered the libretto of Karl Georg Zwerenz (1874-1933) at an antiquary in Budapest. The libretto, published in 1919, tells the story of Arnold Böcklin's (1827 - 1901) painting of the same title, Die Toteninsel [1]. Hungarian composer Jenő Zádor composed an opera on the libretto, which had its first and only performance at the Hungarian Royal Opera House in 1928. The opera score disappeared after the premiere.

[1] The libretto's original title is Die Insel der Toten. Wien, Universal Edition, 1919. I use the title of Böcklin's painting, Die Toteninsel.

The lost music and libretto woke my interest. Some years ago, I thoroughly studied the painting, Die Toteninsel. Many legends emerged around the painting. According to one interpretation, the Pontikonisi Island served as the model for the island on the painting, which native people believed was the petrified ship of Odysseus. Based on other opinions, the St. Georg Island in the Cattaro Bay of Montenegro could have been Böcklin's inspiration.

Marie Berna, an American widow, ordered the painting from Böcklin as a tribute to her German diplomat husband after his unexpected death. This romantic composition gained such fame that Böcklin painted five copies of it between the years of 1880 and 1886. Die Toteninsel was a favorite of Freud, Lenin, Dali, and Hitler. Hitler even purchased one of the duplicates and hung it on the wall of the shelter where he committed suicide.

The plot of the German libretto, a love triangle drama, was common to 19th-century audience taste. The misunderstanding of human feelings leads the drama uncontrollably to a tragic ending. Interestingly, the work evolved only a year after the end of World War I and in the middle of bloody revolutions sweeping through Europe. These events founded the upcoming decades and led to an even greater catastrophe.

It is a question whether this work was meant to protest against these times disregarding past years' tragedies and disdaining the spirit of the era that sent millions to death. If my hypothesis is correct, this work is a Dadaist criticism of that time foreshadowing the image of an incomparable mental hospital that inherits the weighty neurosis of one’s loss of freedom. However, I may be wrong, and Zwerenz could have been literal about his libretto.

For me, the central figure of the work is Phyllis, the daughter of Simeon, instead of Böcklin. She is the only serious character who comes to realize her tragic life situation during the story from which she is unable to escape. She lives at the beach in a small fishing village. She watches the birds, sky, sea, and sailboats by the seashore every day. Pieter Bruegel the Elder's painting, Two Monkeys, comes to my mind. The title is misleading. Two fettered monkeys sit in a window eating walnuts. The sea, birds, and sailboats also appear in this painting behind the animals’ backs...all symbols of freedom. The main focus is not on the monkeys; they seldom cause themselves to be chained. The painting rather describes humanity that enslaves not only the animals but also its own kind with pleasure. Man has enormous ability to imprison the world while disregarding himself. Thus, the real title of the painting is Mankind (typical Brueghelian humor).



Phyllis meditates on the images of freedom every day. The sea, the waves, the clouds, the sky, the birds, the sailboat, the light...all, all of these are symbols of freedom. Böcklin symbolizes this attribute in the play. At the other end, the life of fishermen is as being prisoners of the sea, which ties them to its shores for centuries. They are unable to free themselves from these ties. Phyllis notices how differently Böcklin looks at the view and adopts it to herself. Moreover, this knowledge infects her. The infection of freedom spreads in her veins all the way to her heart. The simple Timaios who is in love with Phyllis misunderstands her intentions and thinks she fell in love with Böcklin. But instead, Phyllis fell in love with freedom. This is the reason her character is so tragic.

Böcklin, the artist, is the key to the understanding of freedom. Simeon despises Böcklin, the representative of freedom. As a consequence of Simeon’s contempt, Phyllis’ fate is to die. Although her death is not inevitable, it results in the restitution of the order of the world. Humanity bears freedom merely as a potential opportunity. In reality, independence is dysfunctional and dangerous for the society.

Die Toteninsel, even without its missing music score, operates on multiple levels. I was interested in the idea of a musical “reconstruction” to be sung in the original language. Our prior collaborative compositions, Mondrian Variations [2012] and Gilgamesh [2014], are instrumental electroacoustic compositions. Die Toteninsel is our first work including voice. Not speaking German was a challenge for me, but my lack of knowing the language was the final motivating force pushing me toward this project.


Following the musical taste of the original piece’s era, we slowly came to a point where everything received a new meaning and value in the light of today. The interpretation of the libretto’s text reflects the depreciation of our times: misunderstandings, mishearings, accents, language distortions, etc. Thus, this work does not belong to Dadaist traditions anymore; it rather applies to the reality of our modern everyday life. Dada entered everyday life.


I was looking for collaborators for our project who were not German speakers and whose life was strongly related to arts.

These people are:

J.K. Ihalainen, poet (Simeon)
Juha Valkeapää, actor and sound artist (Rufus)
Nea Lindgrén, visual artist (Phyllis)
Mikael Jurmu, musician (Timaeos)
Pia Karaspuro, dancer
Nouk Vály, musician
and myself (Böcklin)

The piece was based on improvisation and was not rehearsed before recording sections. Éva currently lives in the United States, and we communicated via email and webcam across the ocean. I reacted to her piano improvisations with my own improvisations. We never knew how the pieces will end at their initial phases. The singers, separate from one another, also improvised their parts to these open works. They did not meet once during recording sessions. In other words, they could not know what the previous or the following singer would record before or after. This working process characterised the duets as well, where the protagonists shaped their own melody lines in different rhythm and interpretation. In the duet of Timaeos and Phyllis (Jurmu and Lindgrén), the singers’ tempos and artistic approaches reveal a drastic contrast which demonstrates this method exceptionally well. Thanks to this diversity, the characters’ nature and temper become much more apparent. These situations determine the overall compositional development and conclusion.



About the language.

The text may have caused confusion in many ways. I never introduced the libretto’s instructions to the singers during recording sessions. This way, they never knew if they had to deliver their parts softly, incensedly, sensually, frightened, or perhaps lovingly whispered. They often raised their voice where they would have had to be tender or the other way around; they suppressed their discomposure in whispering.


German language pronunciation was problematic as well. I utilized google translation. After hearing a female voice pronuncing the sentences, I wrote down and phoneticized what I heard. Mikael Jurmu used a similar technique. Phoneticizing led to a surprising revelation. After the first hearing, Mikael taking notes in Finnish and me in Hungarian, our verbalizing the text sounded dissimilar depending on our own distinct grammar rules. Juha Valkeapää had not seen the text at all before the recording. What one hears on the CD is his first reading of this role.

In summary, the listener hears a musical improvisation in German with the singers interpreting a lost large scale composition about freedom without any instruction and without the deep knowledge of the language. I think we completed our goal.

credits

released April 9, 2020

Composed By Sándor Vály and Éva Polgár
Libretto: Karl Georg Zwerenz

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Sandor Valy Finland

Sándor Vály (1968) is an audiovisual artist born in Hungary and currently living in Finland and Italy. Vály’s art is characterised by conceptual and philosophical dimension, which he uses to operate in the field of contemporary art. His work ranges from music to cinema, performance art and literature. Vály creates holistic works of art that form extensive entities ... more

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